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Jean Henley Memorial Lecture

Donnerstag, 19.09.2019, 09.45-11.15 Uhr (im Rahmen der Kongresseröffnung), Saal D

 

Klaus von Klitzing

 

Revolution in Versailles: Die Neuvermessung der Welt

Am 16. November 2018 wurde auf der internationalen Generalkonferenz für Maß und Gewicht beschlossen, dass ab dem 20. Mai 2019 weltweit ein neues Einheitensystem eingeführt wird. Insbesondere werden die Definitionen für die Einheit der Masse (Kilogramm), die Einheit des elektrischen Stromes (Ampere), die Einheit der Temperatur (Kelvin) und die Einheit der Stoffmenge (Mol) auf eine präzisere Grundlage gestellt. In Zukunft können hierdurch alle Messungen auf Naturkonstanten zurückgeführt werden. Bei der Revision des internationalen Einheitensystems spielte auch der Quanten-Hall-Effekt eine wesentliche Rolle, eine Entdeckung, für die Prof. Dr. Klaus von Klitzing im Jahr 1985 den Nobelpreis für Physik erhielt.
Die diesjährige Jean Henley Memorial Lecture gibt einen Überblick über die Entwicklung unseres metrischen Maßsystems und die Bedeutung von Naturkonstanten für Messungen, die überall im Universum und für alle Zeiten Gültigkeit besitzen.

Lebenslauf:

Klaus von Klitzing wurde 1943 in Schroda (Posen) geboren und studierte Physik an der Technischen Hochschule Braunschweig, wo er enge Kontakte zur Physikalisch Technischen Bundesanstalt pflegte. Diese Erfahrungen mit der Metrologie (Wissenschaft des Messens) spielten in seinem ganzen wissenschaftlichen Leben eine bedeutsame Rolle, insbesondere bei seinen Experimenten am 5. Februar 1980 im Magnetfeldlabor Grenoble. Die zu diesem Zeitpunkt gemachte Entdeckung des quantisierten Halleffektes führte schon 5 Jahre später zum Nobelpreis für Physik 1985 und seit 1990 wurde diese Entdeckung weltweit für die Kalibrierung elektrischer Widerstände eingesetzt. Seit 20. Mai 2019 besitzt die von-Klitzing-Konstante, die den Wert des „Naturwiderstandes“ bestimmt, wie die Lichtgeschwindigkeit, einen international festgelegten Wert.

Die wissenschaftliche Laufbahn von Herrn von Klitzing führte von Braunschweig über Würzburg und München zum Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart. Dort war er 33 Jahre lang Direktor, unterbrochen von Auslandsaufenthalten in England, Frankreich und den USA. Er ist auswärtiges wissenschaftliches Mitglied verschiedener Akademien der Wissenschaft u. a. in den USA, England, Russland, China und dem Vatikan und erhielt Ehrendoktorwürden in 13 Ländern.
Herr von Klitzing engagiert sich mit dem Klaus-von-Klitzing Preis für Lehrer in den MINT-Fächern und mit seinen öffentlichen Vorträgen für die Förderung der Naturwissenschaften und Weiterbildung.

Wir freuen uns, Herrn Professor von Klitzing für die diesjährige Jean Henley Memorial Lecture ankündigen zu dürfen und mit ihm einen gemeinsamen Blick auf die Revolution in Versailles zu werfen.

 


 

Jean Emily Henley (* 3. Dezember 1910) absolvierte zunächst den Bachelor of Arts in den USA und ging anschließend in den frühen 1930er Jahren nach Paris, um Bildhauerei zu studieren. Dann studierte sie in New York Medizin und schloss 1940 ihr Studium an der Columbia University College of Physicians & Surgeons ab. Nach Abschluss der Weiterbildung in der Inneren Medizin trat sie 1944 freiwillig in die Armee ein.

Am 1. März 1947 begann sie ihre Ausbildung zur Anästhesistin am Columbia-Presbyterian Medical Center, die sie 1949 abschloss. Danach ging sie in die Schweiz und nahm dort die Einladung an, nach Deutschland zu kommen. Nachdem sie ursprünglich Deutschland nur für ein paar Tage besuchen wollte, (ihr Visum war nur für zehn Tage gültig), blieb Jean Henley für zwei Jahre als Gast-Ärztin in Gießen, Frankfurt, Marburg, Wiesbaden, Tübingen, Berlin, Heidenheim, Hamburg und Heidelberg.

In dieser Zeit hielt sie eine Vielzahl an wissenschaftlichen Vorträgen und verfasste das erste moderne Anästhesielehrbuch nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland. Jean Henley entwickelte Standards, die noch heute in der Anästhesiologie von Bedeutung sind und förderte die Etablierung moderner Narkosetechniken, die im anglo-amerikanischen Raum bereits Standard waren, wie z. B. die Intubationsnarkose.

Nach ihrer Rückkehr arbeitete Jean Henley als Chefärztin am Delafield Francis Hospital in New York, bis sie im Jahr 1972 in den Ruhestand ging. Im Jahr 1981 wurde sie für ihre herausragenden Leistungen für unser Fachgebiet zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin ernannt. Jean Henley verstarb am 19. August 1994 in Shelburne, Vermont.

Jean Henley zu Gedenken lädt die Kongresspräsidentin bzw. der Kongresspräsident des HAI jedes Jahr einen hervorragenden Repräsentanten der Wissenschaft, Kunst oder Politik zu einem Festvortrag, der Jean Henley Memorial Lecture, ein.